Programme

lyrisch und episch
fünf verschiedene Programme

Die Programme des Ensembles Melpomen haben sowohl inhaltlich wie auch besetzungsmässig unterschiedliche Schwerpunkte. In allen Programmen ist die Musik von Conrad Steinmann nachgeschöpft.

ensemble

Programm Melpomen: Liebe und Wein
Die Wahl der Texte zu den zwei Themenkreisen Liebe und Wein ist der Situation eines Athener Symposions (450 v. Chr.) nachempfunden, eines geselligen Trinkgelages freier Athener Bürger. Ausgewählte Lyrik der Sängerin Sáppho und ihrer Kollegen Alkaíos und Anakréon spüren der elementaren Kraft der Liebe nach, um sich daraufhin den Freuden des Weingenusses zuzuwenden. Nach dieser doppelten Feier des Lebens tauchen die folgenden Lieder in die Schattenseiten der Liebe mit all ihrer verwirrenden und zerstörenden Kraft ein. Erstaunt mag man sein, dass sich die menschlichen Empfindungen auch nach 2500 Jahren in kaum einer Weise verändert haben. Verwirrung ganz anderer Art schildert hingegen das Gedicht des Archilochos über die historisch verbürgte Sonnenfinsternis vom 8. April 648 v. Chr. Umrahmt und ergänzt sind diese Monodien von instrumentalen Stücken, denen eine Vielfalt von Formen und Farben gerecht zu werden versucht.

Programm Olympionikais: Sieg und Enttäuschung
Das Programm «für die Olympiasieger» stellt eine musikalische Siegesfeier für athletische Helden dar, wie sie sich am Hofe des Hieron II. von Syrakus hätte abspielen können. Der Text basiert auf den Siegesoden von Pindaros (520 bis 438 v. Chr.). Der Protagonist ist Hierons Freund, der aristokra­tische Sänger und Erzähler Pindaros selber, der sich zur Kithára begleitet. Fragend und kommen­tierend steht ihm ein Chor von hohen und tiefen Männerstimmen zur Seite, der überraschend auch die Brücke zur Gegenwart, zu heutigen Olympi­schen Spielen, schlägt. Neben der konzertanten Aufführung gibt es auch eine szenische Version der Olympionikais, die einerseits der originalgetreuen Bekleidung der Musiker und der Maskierung des Chores folgt, aber auch Akrobaten und Jongleure, wie sie gelegentlich auf Vasen der Zeit abgebildet sind, einbezieht.

Programm Sappho: Lebensfreude und Verdruss
Das Programm geht einerseits den Spuren der legendären Sängerin Sappho aus Lesbos nach, entwirft aber auch ein stimmungsmässiges Ge­mälde des griechischen 6. Jhs. v. Chr. insgesamt. Der zwischen Extase und Verzweiflung schwankende Theognis, der lebensmüde Mimnermos wie auch der staatsmännische Solon mit seinen stets noch aktuellen Gedanken, der lebensfreudige Anakreon und vor-allem Sappho werden greifbar. Begleitet sind diese Schattierungen menschlicher Vielfalt durch die aphroditischen Hymnen der selben Zeit, epische Dichtungen im Stile des Homer. Eine mediterrane Frauenstimme, ein Sänger und mit grösster Sorgfalt rekonstruierte Instrumente der Zeit geben diesen Farben und Rhythmen ihren faszinierenden Klang.

Programm Choros: Zwiegespräche und Wechselgesänge
Der solistische Gesang als auch das chorische Singen werden mit der Einführung der Schrift und mit dem Auftreten des Sängers Homer um 700 v. Chr. im griechischen Sprachraum zum ersten Mal fassbar. Ist es im Fall von Homer ein einzelner Sänger, der in langen Epen zur Unterhaltung singt und improvisiert, so ist chorisches Singen zunächst Teil der Erziehung, wie wir es bei Alkman in Sparta beobachten können. Wechselgesang zwischen Hauptsänger und vielfältig reagierendem Chor ist schliesslich eine weitere musikalische Form, die im Lauf der Zeit zur Ausformung des griechischen Dramas führt. Sind es bei Sappho die ihr anvertrauten Mädchen, die ihr Leid klagen und singend um Rat bitten, so ist es bei Pindar eine Schar Anhänger, die ihr Idol verehren. Zum eigentlichen Zwiegesang kommt es bei Alkman, während in Sophokles‘ Antigone der Chor zum Protagonisten wird.

Programm Demeter: Dramatik im Götterhimmel
Die Erzählung um die Entführung von Demeter zu einem homerischen Epos aus dem 6. Jh. v. Chr. ist eine höchst dramatische und gleichzeitig auch sehr poetische Geschichte, die alle Elemente eines (menschlichen) Dramas enthält, wie wir sie von späteren Theaterstücken und gar Opern her kennen: glücklicher Beginn, Tätlichkeit, Schrecken, langer Schmerz, Kompromiss und Versöhnung. In unserer Version gesellen sich zum eigentlichen Erzähler/Hauptsänger eine weitere Sängerin, die die weiblichen Gottheiten verkörpert, und als Gegenpart ein Sänger für die männlichen Rollen. Zudem wird ein Erzähler in der jeweiligen Landessprache den Gang der Dinge begleiten.