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Pressestimmen

Basel Landschaftliche Zeitung
So alte Musik ist selbst bei den «Freunden Alter Musik Basel» kaum je zu hören: Ins 6. Jahrhundert vor Christus führte ein Auftritt des Ensembles «Melpomen» um den Blockflötisten, Komponisten und Musikarchäologen Conrad Steinmann in der Basler Leonhardskirche.

Wie das geklungen haben mag, zeigte «Melpomen» mit Texten der Dichterin Sappho und einiger ihrer männlichen Kollegen. Um Liebe und Lebensgenuss ging es da, um Wein, Weib, Gesang – und schöne Knaben. Dabei reichte die Spannweite vom Gebet zu Aphrodite bis zum Trinklied. Steinmann hat dafür eine Musik komponiert, die natürlich nicht «original» ist, sich aber so weit wie möglich an die Antike annähert.

Sie öffnete ein faszinierendes Universum unvertrauter Klänge und Harmonien. Steinmann selbst spielte die Auloi, manchmal schnarrende, manchmal näselnde Blasinstrumente unterschiedlicher Grösse, die paarweise gebraucht werden und damit ein zweistimmiges Spiel erlauben, bei dem etwa die eine Stimme bordunartig liegen bleibt und von der andern lebhaft umspielt wird. Der Schlagzeuger Martin Lorenz klapperte mit den kastagnettenartigen Krotala, spielte die Kymbala, handtellergrosse Metallbecken, die gegen einander geschlagen werden, (die Zymbeln der Bibel) und die tamburinähnlichen Tympana.

Die Sänger, die Sopranistin Arianna Savall und der Tenor Giovanni Cantarini, begleiteten sich selbst auf diversen Saiteninstrumenten. Beide sind schon länger mit dieser Musik vertraut. Cantarini, begabt mit einem exquisiten Timbre, gestaltete die Gesänge, darunter einen Aphrodite-Hymnus und eine Selbstrechtfertigung des Athener Lyrikers und Staatsmann Solon, ganz aus dem Wort, quasi «sprechend». Auch Arianna Savall verfügt über ein schlanke, betörend schöne Stimme mit silbern leuchtender Höhe. Ihre ganz zurückgenommenen, von ihr selbst mit wenigen Tönen der Lyra begleiteten Interpretationen von Sapphos Lyrik waren Höhepunkte des Abends, Momente purer Schönheit. Alfred Ziltener

Frans Brüggen
Welche Meisterschaft: grossartig, wie Conrad Steinmann an der italienischen Renaissance vorbeigeht und gleich ins dunkle Vorbild stürzt, ich bewundere es und ich bewundere ihn. Die fremdesten Geräusche und Klänge, die ich je gehört habe. Als ob es keine Welt gäbe: ich danke seinem grossen Geist.

Peter Bichsel
Auf der Suche nach dem Ton, auf der Suche nach der verlorenen Melodie, nach der verlorenen Zeit.

Das Suchen nach der verlorenen Melodie – seine griechischen Aulosflöten, die Paul J. Reichlin rekonstruiert – hat mit Historik, mit Musikgeschichte nur äusserlich zu tun. Er macht die vorstellbare Musik der Griechen gegenwärtig. Seine Töne sind ein kategorisches Jetzt. Erst in der Erinnerung, Minuten oder Stunden nach dem Hören werden sie zur Erinnerung. Zur Erinnerung an eine Vorstellung von Griechenland. Beim Hören aber haben seine Töne eine präzise Präsenz – das ist der Ton, den ich exakt jetzt höre. Das scheint zwar selbstverständlich zu sein, eine banale Feststellung. Aber Conrad Steinmann macht es mir bewusst. Musik ist das Jetzt – jetzt, exakt jetzt findet sie statt.

The Gramophone UK
Musical Archeology is a real pleasure: Any such project obviously depends on a great deal of historical research (notably in terms of instruments – in this case all reconstructed by Paul J. Reichlin – and language) and, just as importantly, informed creative imagination. In this case the results are impressive. There’s a confidence about the instrumental playing, and a good deal of the music is very memorable. One can listen with pleasure and fascination. Ivan Moody

Basler Zeitung
Epochales Projekt: Zu hören war Steinmanns Doppelflötenspiel (mal virtuos und mit schriller Höhe, mal in Richtung Dudelsack), Arianna Savalls anmutiger Barbitos-Gesang mit seinem mittelmeerisch-volkstümlichen Einschlag. Dann der sanfte Altus-Gesang von Luiz Alves da Silva und natürlich das ganze, in seiner Art hoch virtuos zu nennende Ensemble «Melpomen». Sigfried Schibli

Basel Landschaftliche Zeitung
Erste Resultate sind bestechend und von grosser Lebendigkeit. Steinmann, Arianna Savall, Luiz Alves da Silva und Massimo Cialfi spielten einen Teil aus dem Programm «Melpomen» und begeisterten. Im zweiten Teil boten Steinmann, Cialfi, Giovanni Cantarini sowie ein fünfköpfiger Solistenchor Gesänge für Olympiasieger nach Texten von Pindaros in packender Gestaltung. Die neu imaginierte Musik der Antike wird lebendig: Wahrhaft eine Pionierleistung. Christian Fluri

Diapason Paris
Diapason d’or pour «Melpomen»: Le résultat est stupéfiant. D’autant que Stein­mann a «mis en situation» son travail archéolo­gique, imaginant les échanges chantés et instrumentaux lors d’un banquet où autour des thèmes de l’amour et du vin s’égrènent des poèmes de Sappho et d’Alkaios, d’Anacréon et de Bacchylide. Le livret fourmille d’informations et de reproductions qui aideront à convaincre l’auditeur en quête de vérité historique. […] Du beau chant et de belles exécutions instrumentales, raffinés, subtils, parfois envoûtants, comme cette poésie d’une sophistication inépuisable. Un excellent résultat pour une splendide démarche.

Die Zeit Hamburg
Da erklingt Anakreons Lobgesang an Eros in schlichter, klarer Linie mit verhaltenen Jauchzern belebt und vom Barbitos (Leier) vorangetrieben. Da tönen sehnsüchtige sapphische Verse, wo das Tympanon (Tamburin) in afrikanischen Rhythmen zum Tanz anheizt, bevor ein homerischer Hymnus im wiegend-rezitativen Ton den Abend ausklingen lässt. Die Musiker beleben die schlichten Weisen mit mediterraner Spielpraxis, mit sardischer und kalabrischer, mit ägyptischer und arabischer Tongebung und füllen die Leerstellen durch Plausibilitäten. Das musikalische Resultat ist gelungen. Frank Hilberg

Tages-Anzeiger Zürich
In die gleiche Richtung zielte am Sonn­tag in der Augustinerkirche auch Conrad Steinmann mit seinem Ensemble Melpo­men. Verhaucht oder flötenartig, manch­mal auch dudelsackmässig klingen seine Auloi (Doppelblasinstrumente), und sie entwickeln zusammen mit den Stimmen von Arianna Savall und Luiz Al­ves da Silva, mit Perkussion und dem fragil wirkenden Zupfinstrument Barbitos eine ganz eigene, höchst lebendige Archaik. Ob es in Griechenland im 5. vorchristlichen Jahrhundert tatsächlich so geklungen hat, weiss niemand; aber bei der Leidenschaft, mit der Steinmann seine Forschungen in Klang umsetzt, spielt das auch gar keine Rolle.

Diverse Radiosendungen
Längere Interviews mit Conrad Steinmann und Paul J. Reichlin wurden von France Musique (Paris), WDR (Köln), SWF (Stuttgart) und Radio Thessaloniki ausgestrahlt.